Zu sehen ist das Röntgenbild eines Patienten, der einen Kieferbruch erlitten hat.

Der Kieferbruch: Symptome, Diagnostik & Therapie

Der Kieferbruch zählt zu den häufigsten Frakturen des Mund-Kiefer-Gesichtsbereichs. Oft sind Stürze oder Sportverletzungen die Ursache für Kieferbrüche. Doch wie äußern sich die Symptome? Und wie wird er therapiert? Schaffen Sie sich hier einen Überblick.

Inhaltsverzeichnis

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Was ist ein Kieferbruch?

Ein Kieferbruch wird als Unterbrechung der knöchernen Struktur des Kiefers definiert. Hierbei wird primär zwischen Oberkieferfraktur und Unterkieferfraktur unterschieden. Diese äußerst schmerzhafte Verletzung entsteht durch plötzliche und starke mechanische Krafteinwirkungen. Unfälle im Straßenverkehr, Gewalteinwirkungen mit Faustschlag oder Stürze aus großen Höhen äußern sich durch Brüche im Mittelgesichtsbereich – meist im Bruch des Oberkiefers.

Der Unterkieferbruch entsteht hingegen vermehrt durch Sportverletzungen wie sie beim Eishockey typisch sind. Aber auch (Stolper-)Stürze zählen zu den Ursachen von Unterkieferbrüchen. Weiterhin zählt massiver Knochenabbau neben Krafteinwirkungen ebenfalls zu den Risikofaktoren. Da sich Knochen vorrangig durch Druck- und Zugkräfte ernährt, bildet sich Knochen bei langfristig unversorgten Zahnlücken schnell zurück. Durch diesen Knochenabbau sinkt die Knochenhöhe und Breite, Ober- und Unterkiefer werden frakturanfälliger. Zusätzliche Veränderungen im Stoffwechsel, wie es bei Osteoporose der Fall ist, unterstützen das Risiko.

Die Symptome eines Kieferbruchs sind eindeutig

  • Das Gefühl, dass die Zähne plötzlich nicht mehr aufeinanderpassen
  • Zahnfehlstellungen
  • Lockerung von Zähnen
  • Tastbare Stufenneubildungen im Bereich des Kieferknochens – das sicherste Symptom
  • Missempfindungen im Bereich des Ober- oder Unterkiefers („...fühlt sich komisch an / „...es kribbelt, ist dumpf“
  • Kieferschmerzen bei Bewegung (Kauvorgänge, Sprechen) und in Ruhe

Zu den weiteren Symptomen zählen:

  • Rötung
  • Blutung
  • Schwellung
  • Entzündung
  • Knochenreiben

Diese fünf Zeichen zählen jedoch zu den weniger sicheren Fraktursymptomen.

Wie wird ein Kieferbruch diagnostiziert?

Nicht immer äußert sich ein Kieferbruch klassisch mit sicht- und tastbarer Stufenbildung. Eine ausgiebige Untersuchung und Befundung der Verletzung gilt als unerlässlich. Es folgt eine Bildgebung bei Verdacht auf Kieferbruch.

Die Untersuchung erfolgt zunächst durch einen Zahnarzt oder Arzt. Dieser sucht nach tastbaren Knochenstufen, überprüft den Lockerungsgrad oder gar Verlust von Zähnen und untersucht den Patienten auf Einblutungen im Gesicht- und Mundbereich. Sensibilitäts-Missempfindungen im Bereich von Zähnen und Gesicht werden ebenfalls überprüft. Eine Erfassung der Beweglichkeit des Unterkiefers oder gar neu entstandener Beweglichkeit des ansonsten starr fixierten Oberkiefers wird ebenfalls erfasst. Nach dieser Untersuchung wird eine Röntgendiagnostik notwendig.

Das Röntgen erfolgt in zwei Ebenen, sodass ein zweites Röntgenbild zur besseren Widerspiegelung der Knochenverläufe notwendig ist. In komplizierteren Fällen wird eine 3D-Diagnostik mit Hilfe eines Digitalen Volumentomographen (DVT) angefertigt. Diese Diagnostik erlaubt eine dreidimensionale und umfassende Darstellung des Kiefers. Eine Beurteilung der Bruchstelle ist dadurch optimal möglich.

Plötzliche Gewalteinwirkungen auf das Kinn übertragen die Kräfte vermehrt weiter auf den Unterkiefergelenkfortsatz. Somit gilt es, bei Stürzen oder Schlägen auf das Kinn beidseitig die Kiefergelenkfortsätze und Kiefergelenksköpfchen auf Bruchstellen mit zu überprüfen und bestenfalls auszuschließen.

Wie wird ein Kieferbruch therapiert?

Die primäre Erstbehandlung der Bruchstelle im Knochen erfolgt im Rahmen des Möglichen mit einer Schiene und umfasst die Fixierung der aktuellen Situation und der akuten Blutstillung. Zusätzlich erfolgt eine Schmerzmedikation zur kurzzeitigen und vorübergehenden Besserung von Schmerzen. Eine operative Behandlung ist unumgänglich! Es wird eine Reposition und eine anschließende Fixation der reponierten Kieferbruchsituation durchgeführt.

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Die primäre Erstversorgung

Bei der primären Erstversorgung gilt es neben der Behandlung von Schmerzen ebenfalls die Atemwege beizubehalten, um die stabile Atmung zu gewährleisten. Ist dies nicht möglich, erfolgt eine notfallmäßige Sofortintubation noch am Unfallort mit Transport in das nächstgelegene Krankenhaus mit anschließender operativen Versorgung.

Einfachere Kieferbruchfälle können mit Schienen zur besseren Stabilisation durch den Arzt bis zum geplanten OP-Termin versorgt werden.

Die operative Versorgung

Die operative Versorgung dient der Wiederherstellung der anatomischen Knochenkontinuität. Die Stufenbildungen im Knochen werden gerichtet und anschließend mit Hilfe von (Mini-) Plattenosteosynthese fixiert. Diese Plattenosteosynthese dient als funktionsstabile Versorgung. Diese Platten werden mit dem Kieferknochen fest verschraubt. Ein ursprünglich positionsgerechtes und anatomisches aufeinander zuwachsen des unterbrochenen Kieferknochens wird somit wieder ermöglicht. Die aktive Mundöffnung und das Bewegen des Unterkiefers werden durch die Plattenosteosynthese nicht eingeschränkt. Sprechen und Essen von zunächst weicher- und passierter Nahrung sind mit der Plattenosteosynthese nach Abschwellen der OP-Schwellungen im Weichgewebe ebenfalls gut möglich. Langfristig erfolgt ein Kostaufbau, sodass normale Nahrung auf Dauer wieder gut möglich wird.

Unterstützende Maßnahmen

Unterstützend zur Operation erfolgt eine prophylaktische antibiotische Abschirmung mit einem Antibiotikum über das Gefäßsystem, da länger dauernde Eingriffe am Knochen ansonsten schnell zu Entzündungen im Knochen und den Knochen umgebenden Knochenhäutchen führen. Die Dauer des Antibiotikums hängt von der Schwere des Kieferbruchs ab.

Dauer der Behandlung

Da Knochen jedoch sehr langsam neu gebildet wird, erfolgt die Schienung mit den Plattenosteosynthese Platten für durchschnittlich 3 - 6 Monate. Anschließend werden in der Regel die Plattenmaterialien bei erfolgreich abgeschlossener Behandlung durch einen kleinen operativen Eingriff wieder entfernt. Komplizierte Frakturen mit massivem Knochenverlust können ein dauerhaftes Belassen der Osteosynthese Platten nach sich ziehen.

Komplikationen bei der Versorgung von Kieferbrüchen

Abhängig vom Schweregrad und Ausmaß der Verletzung können bei der Versorgung von Kieferbrüchen Komplikationen auftreten.

Zu den gängigsten Komplikationen zählen hierbei:

  • Rötungen, Einblutungen, Entzündungen, Nachblutungen
  • Postoperative Weichgewebsschwellungen, Verletzungen
  • Missempfindungen von Zähnen, Zahnfleisch-, Haut- und Wangenbereich
  • (Dauerhaft bleibende) Sensibilitätsstörungen
  • (Dauerhaft bleibende) Nervenverletzungen
  • Fehlstellungen
  • Mangelhaftes Verheilen des Frakturspaltes

Kann man Kieferbrüchen vorbeugen?

Da der Kieferbruch häufig eine Begleitverletzung von Unfallvorgängen ist, ist eine Vorbeugung schwierig. Bei Sportarten wie Eishockey oder Ski Alpine wird angeraten, Helme mit passenden Mund- und Kinnschutzvorrichtungen zu tragen. Diese federn Stürze besser ab und senken somit die Gefahr von übermäßig starker Krafteinwirkung, die zu Brüchen führen kann. Das Risiko für einen Bruch des Kiefers kann somit gesenkt werden.

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